Wie Oldenburg Nachhaltigkeit und digitale Transformation vereint
Oldenburg – die Hauptstadt des gleichnamigen Landkreises im Nordwesten Niedersachsens – steht seit Jahren für eine hohe Lebensqualität, eine lebendige Kulturszene und einen starken Dienstleistungs‑ und Wissenschaftssektor. 2025 steht die Stadt erneut vor wichtigen Weichenstellungen: Die digitale Transformation, der Klimaschutz und gesellschaftliche Teilhabe rücken noch stärker ins Zentrum der kommunalen Strategie. Der bundesweite Bitkom‑Smart‑City‑Index 2025 zeigt, dass deutsche Städte im Wettbewerb um die intelligenteste urbane Zukunft eng beieinanderliegen: München führt die Rangliste zum dritten Mal an, doch Hamburg rückt dicht heran und Stuttgart drängt sich vor Köln auf den dritten Platz. Diese Dynamik zeigt, wie rasant sich die Digitalisierung in deutschen Städten entwickelt und welche Chancen sich auch für mittelgroße Städte wie Oldenburg ergeben. Gleichzeitig orientiert sich Deutschland mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie an den 17 Zielen der Vereinten Nationen, darunter bezahlbare und saubere Energie, Maßnahmen zum Klimaschutz sowie die Schaffung nachhaltiger Städte und Gemeinden. Diese Rahmenbedingungen bilden die Grundlage für die wichtigsten Projekte in Oldenburg.
Oldenburg hat rund 170 000 Einwohner und ist eine Universitäts‑ und Verwaltungsstadt mit historischer Altstadt, einer traditionsreichen Kulturszene und einem grünen Umland. Wie viele andere Mittelstädte kämpft Oldenburg mit den Folgen des Klimawandels und der Urbanisierung: steigende Verkehrsmengen, hohe Energieverbräuche und die Herausforderung, öffentliche Dienstleistungen digital und bürgernah zu gestalten. Die Stadt verfolgt seit Jahren eine aktive Klimaschutzpolitik: Bereits 2016 wurde der Masterplan 100 % Klimaschutz verabschiedet, mit dem Oldenburg bis 2050 klimaneutral werden möchte. In den letzten Jahren wurden die städtischen Radwege ausgebaut, Car‑Sharing‑Angebote geschaffen und Energieeffizienzprogramme für öffentliche Gebäude gestartet. Die Covid‑19‑Pandemie hat allerdings gezeigt, dass digitale Angebote wie Online‑Bürgerservices oder virtuelle Kulturveranstaltungen stärker ausgebaut werden müssen, um für Krisen gewappnet zu sein.
Ein zentrales Ziel der Stadtverwaltung ist es, bis 2030 alle wichtigen Verwaltungsleistungen online anzubieten. Dazu gehört ein barrierefreies Bürgerportal, über das Bürger*innen Führerschein‑, Melde‑ oder Baubehördengänge digital erledigen können. Bereits heute können Termine online gebucht und einige Anträge digital gestellt werden, aber die vollständige Digitalisierung von Verwaltungsprozessen wird Ressourcen und einen Kulturwandel erfordern. Die Bundesregierung unterstützt Kommunen mit dem Smart‑City‑Dialog und der Modellprojekte‑Smart‑Cities‑Initiative, die Inspiration und Lösungen für nachhaltige Städte liefern. Oldenburg beteiligt sich an diesem Dialog, um von anderen Städten zu lernen und Fördermittel einzuwerben.
Eine zukunftsfähige Smart City braucht flächendeckenden Breitbandausbau und moderne Mobilfunknetze. Oldenburg arbeitet mit regionalen Energieversorgern und Telekommunikationsanbietern zusammen, um das Glasfasernetz in allen Stadtteilen bis 2028 auszubauen. In den kommenden Jahren sollen zudem 5G‑Funkzellen in Gewerbegebieten, auf dem Uni‑Campus und an wichtigen Verkehrsknotenpunkten eingerichtet werden. Diese Infrastruktur ist Grundlage für innovative Anwendungen wie Telemedizin, autonomes Fahren und Echtzeit‑Verkehrsmanagement.
Die Verkehrswende ist in Oldenburg in vollem Gange. Das städtische Mobilitätskonzept sieht den Ausbau von Fahrradstraßen, Tempo‑30‑Zonen und begrünte Fußgängerbereiche vor. Ein digitales Parkleitsystem soll den Verkehr in der Innenstadt reduzieren, indem Parkhaus‑Belegungen in Echtzeit angezeigt werden. Gleichzeitig investiert die Stadt in Elektrobussse und plant eine Stadtbahn, die den Hauptbahnhof mit wichtigen Wohnquartieren verbindet. Car‑Sharing‑Anbieter kooperieren mit der Kommune, um E‑Fahrzeuge in Wohngebieten verfügbar zu machen; Ladestationen entstehen in Parkhäusern und an Supermärkten. Diese Projekte sind nicht nur klimaschonend, sondern steigern auch die Lebensqualität in der Innenstadt.
Die Folgen des Klimawandels – von Hitzeperioden bis Starkregen – erfordern intelligente Lösungen. Oldenburg testet Sensorik, die Wasserstände in Gräben und Kanälen misst und bei Starkregen automatisch Warnmeldungen auslöst. Grünflächen werden digital überwacht, damit Bewässerung bedarfsgerecht erfolgt. Die Stadt setzt auf urbane Gärten und Dachbegrünung, um die Stadt zu kühlen und Biodiversität zu fördern. Ein geplantes digitales Klimadashboard soll Messdaten für Temperatur, Luftqualität und Energieverbrauch in Echtzeit visualisieren. Bürger*innen können so sehen, wie sich ihr Verhalten auswirkt und wo sie selbst Energie einsparen können.
Oldenburg ist bekannt für seine Museumslandschaft (Horst‑Janssen‑Museum, Stadtmuseum, Oldenburgisches Staatstheater) und beliebte Feste wie den Kramermarkt und den Lambertimarkt. 2025 steht ein besonderer Höhepunkt bevor: Der AGRAVIS‑Cup Oldenburg, ein traditionelles Reitturnier in der Großen EWE‑Arena, findet Ende Oktober statt. Neben dem sportlichen Wettbewerb bietet die Veranstaltung ein Einkaufsdorf, ein Kinderprogramm und kulinarische Angebote. Die Stadt plant, digitale Führungen und virtuelle Livestreams anzubieten, sodass auch Menschen, die nicht vor Ort sind, teilnehmen können. Augmented‑Reality‑Apps könnten Besucher*innen durch die Altstadt führen und historische Fakten, Kunstwerke oder Geschichten zu Gebäuden einblenden.
Oldenburg ist eine Pionierregion der erneuerbaren Energien: In der Umgebung befinden sich zahlreiche Windparks, Photovoltaik‑Anlagen und Biogasanlagen. Die Stadt arbeitet eng mit der Carl von Ossietzky Universität und dem Deutschen Zentrum für Luft‑ und Raumfahrt (DLR) zusammen, um Technologien für die Energiewende zu entwickeln. Wissenschaftler innen erforschen innovative Konzepte wie Lastmanagement im Stromnetz, Wasserstoffproduktion aus überschüssigem Windstrom und Mikro‑Kraftwerke in Wohnquartieren.
Der Masterplan 100 % Klimaschutz sieht vor, dass Oldenburg bis 2035 den Strombedarf zu 100 % aus erneuerbaren Quellen deckt. Dazu wird die kommunale Energiegenossenschaft gestärkt, an der Bürger innen Anteile erwerben können. Solarinitiativen fördern Photovoltaik auf Schuldächern und Industriehallen. Ein klimafreundlicher Fernwärmeausbau nutzt Abwärme aus dem Hafen und aus Biomassekraftwerken. Zudem setzt Oldenburg auf klimaresiliente Stadtplanung: Wasserflächen, Bäume und grüne Achsen werden gefördert, um Hitzeinseln zu vermeiden und die Aufenthaltsqualität zu steigern.
Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ist eine der wichtigsten Energie‑ und Nachhaltigkeitsuniversitäten in Deutschland. Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen erneuerbare Energien, Nachhaltigkeitswissenschaften und digitale Technologien. Programme wie die Masterstudiengänge Sustainable Renewable Energy Technologies (SuRE) und Energieinformatik bilden Fachkräfte aus, die die Energiewende vorantreiben. Das OFFIS – Institut für Informatik entwickelt Softwaresysteme für den Energiesektor, den Verkehr und die Gesundheitswirtschaft.
In Zusammenarbeit mit der Stadt wurden Reallabore ins Leben gerufen, in denen Studierende und Wissenschaftler*innen gemeinsam mit Bürger*innen neue Mobilitäts‑ oder Energie‑Projekte testen. Diese Bürgerbeteiligung ist entscheidend für die Akzeptanz von Innovationen und die sozialgerechte Ausgestaltung der Smart‑City‑Strategie.
Eine Smart City ist mehr als Technik – sie erfordert Digitalkompetenz und Chancengerechtigkeit. Oldenburg investiert daher in digitale Bildung, von der Grundschule bis zur Erwachsenenbildung. Schulen erhalten moderne IT‑Ausstattung und Fortbildungsangebote für Lehrkräfte. Die Volkshochschule bietet Kurse zu Themen wie Online‑Sicherheit, Programmierung und Medienkompetenz an. Ältere Menschen können an Smartphone‑Kursen teilnehmen, um digitale Dienstleistungen zu nutzen.
Die Stadt arbeitet auch an Open‑Data‑Plattformen, die kommunale Daten für Start‑ups und engagierte Bürger*innen zugänglich machen. So können Anwendungen entwickelt werden, die z. B. freie Radstationen anzeigen, Energieverbräuche visualisieren oder Veranstaltungen bündeln. Die Smart‑City‑Dialog der Bundesregierung ermutigt genau zu solchen partizipativen Lösungen.
Oldenburg hat ambitionierte Ziele, doch der Weg zur klimaneutralen und digitalen Stadt ist steinig:
Finanzierung: Große Investitionen in Infrastruktur, Energie und Digitalisierung müssen durch kommunale Mittel, Landes‑ und Bundesförderungen sowie private Investitionen gestemmt werden. Public‑Private‑Partnerships können helfen, Risiken zu teilen.
Datenschutz und Sicherheit: Die Nutzung von Sensorik und Echtzeitdaten erfordert hohe Sicherheitsstandards. Transparente Datenschutzrichtlinien und Bürgerdialoge sind wichtig, um Vertrauen zu schaffen.
Soziale Gerechtigkeit: Digitalisierung darf nicht zur sozialen Spaltung führen. Günstige Tarife für ÖPNV, Zugang zu preiswertem Internet und gezielte Bildungsangebote sollen allen Bevölkerungsgruppen Teilhabe ermöglichen.
Fachkräftemangel: Für viele Projekte fehlen spezialisierte Ingenieur*innen und IT‑Fachkräfte. Kooperationen mit Hochschulen und attraktive Arbeitsbedingungen sollen Talente anziehen.
Oldenburg hat das Potenzial, sich zur Vorreiterin im Bereich nachhaltige Smart City zu entwickeln. Bis 2030 möchte die Stadt eine breite Palette digitaler Dienstleistungen anbieten, den Verkehr klimaneutral gestalten, den Energiebedarf überwiegend aus lokalen erneuerbaren Quellen decken und Bürger*innen aktiv einbeziehen. Förderprogramme wie die Modellprojekte Smart Cities der Bundesregierung stellen finanzielle Mittel bereit, damit Kommunen innovative Projekte entwickeln können. Der bundesweite Vergleich zeigt, dass Städte wie Hannover dank strategischer Maßnahmen um 34 Plätze auf Rang sieben klettern. Für Oldenburg ist dies Ansporn, eigene Stärken wie die hohe Lebensqualität, die Universität und die engagierte Bürgerschaft zu nutzen.
In den kommenden Jahren wird Oldenburg weiter an Klimaanpassungsstrategien, digitalen Plattformen und intelligenten Mobilitätslösungen arbeiten. Die Stadt setzt dabei auf Transparenz und Beteiligung, denn nur gemeinsam mit den Bürger innen kann der Wandel gelingen. 2025 markiert einen wichtigen Meilenstein auf diesem Weg – die Stadt demonstriert, dass mittelgroße Kommunen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der nachhaltigen und digitalen Zukunft Deutschlands spielen können.
Warum ist Oldenburg eine interessante Smart City?
Oldenburg ist eine wachsende Universitäts‑ und Verwaltungsstadt mit lebendiger Kultur, grünen Freiflächen und einem starken Forschungssektor. Dadurch kann die Stadt Innovationen schnell testen und umsetzen.
Welche Rolle spielt der AGRAVIS‑Cup 2025 für die Stadt?
Der AGRAVIS‑Cup ist eines der größten Reitturniere im Nordwesten und zieht jährlich tausende Besucher*innen an. 2025 plant Oldenburg ein hybrides Veranstaltungskonzept mit digitalen Übertragungen und interaktiven Angeboten, um mehr Menschen zu erreichen.
Wie unterstützt die Bundesregierung Oldenburgs Digitalisierung?
Über Programme wie den Smart‑City‑Dialog und die Modellprojekte Smart Cities stellt der Bund Fördermittel bereit und bietet eine Plattform zum Austausch.
Welche Maßnahmen werden für den Klimaschutz umgesetzt?
Die Stadt investiert in erneuerbare Energien, Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität und grüne Infrastruktur. Der Masterplan 100 % Klimaschutz dient als strategischer Rahmen.
Wann soll Oldenburg klimaneutral werden?
Das langfristige Ziel ist Klimaneutralität bis spätestens 2050, wobei der Strombedarf bereits in den 2030er‑Jahren vollständig aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden soll.
Oldenburgs Reise in eine nachhaltige, digitale Zukunft zeigt beispielhaft, wie mittelgroße Städte die globalen Ziele der Nachhaltigkeit und Digitalisierung mit lokalem Engagement verknüpfen. Mit klarem strategischem Kurs, mutigen Investitionen und der Beteiligung der Bürger innen kann die Stadt ihre Potenziale voll entfalten.
Johannes Müller
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