Wie Moers mit Biodiversitätsstrategie, digitalem Hackday und kulturellem Erbe seine Zukunft gestaltet
Moers ist eine Mittelstadt am westlichen Rand des Ruhrgebiets. Sie liegt am linken Rhein‑Ufer, grenzt direkt an Duisburg und gehört zum Kreis Wesel. Auch wenn Moers vielen nur als Industriestandort bekannt ist, besitzt die Stadt eine reiche Geschichte und ein lebendiges kulturelles Erbe. Diese Lage bringt sowohl Herausforderungen als auch Chancen: Der Strukturwandel vom Kohle‑ und Stahlstandort hin zu einer modernen Dienstleistungsstadt ist in vollem Gang, gleichzeitig wächst das Bewusstsein für Klima‑ und Umweltschutz.
Der vorliegende Beitrag beleuchtet aktuelle Entwicklungen in Moers im Jahr 2025. Im Mittelpunkt stehen nachhaltige Stadtentwicklung, kommunale Biodiversitätsstrategie, Digitalisierung und kulturelle Identität. Die Stadt beteiligt sich aktiv an bundesweiten Programmen wie dem Smart‑City‑Dialog der Bundesregierung, der Kommunen im Bereich nachhaltige und lebenswerte Städte unterstützt. Zudem orientiert sich Moers – wie alle deutschen Kommunen – an der Agenda 2030 und den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen, die Aspekte wie bezahlbare und saubere Energie, Klimaschutz und nachhaltige Städte beinhalten.
Moers blickt auf eine über 700‑jährige Geschichte zurück. Schon im 12. Jahrhundert existierte die Grafschaft Moers als eigenständiger Herrschaftsbereich, später wechselte sie mehrfach die territoriale Zugehörigkeit. Vom frühen Bergbau über die Industrialisierung bis hin zum Strukturwandel hat die Stadt viele Transformationen erlebt. Heute erinnert das Schloss Moers mit seinem Schlosspark an diese bewegte Geschichte und dient als kulturelles Zentrum. Das einstige Bergwerk "Rheinpreussen Schacht IV" wurde nach seiner Stilllegung zu einem Industriedenkmal und Veranstaltungsort umfunktioniert; es symbolisiert den Wandel von der Montanindustrie zur kreativen Nutzung historischer Bausubstanz.
Die Stadt erstreckt sich über knapp 68 Quadratkilometer und zählt etwa 105.000 Einwohner. Ihre Lage zwischen Rhein und Ruhr verleiht Moers eine strategische Position im dicht besiedelten Rheinland. Naturflächen wie der Schlosspark, der Jungbornpark und zahlreiche Stadtgärten sorgen für grüne Lungen im urbanen Raum. Dank guter Anbindung an das Autobahnnetz (A 40 und A 57) sowie den öffentlichen Nahverkehr lässt sich Moers bequem erreichen. Die Nähe zu den Metropolen Duisburg, Düsseldorf und Köln begünstigt den Pendelverkehr, stellt aber auch die städtische Infrastruktur vor Herausforderungen wie Staus und Luftbelastungen.
Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen bilden weltweit die Grundlage für nachhaltige Politik. Deutschland hat diese Ziele in seine Nachhaltigkeitsstrategie integriert, und Moers orientiert sich daran bei der lokalen Agenda. Wichtige Schwerpunkte sind:
- Lebenswerte und klimafreundliche Stadt: Die Stadt verfolgt Klimaschutz‑ und Klimaanpassungsprogramme, die Energieverbrauch senken und die Umweltqualität verbessern sollen.
- Bezahlbare, saubere Energie: Förderung von Photovoltaik und Ausbau von Fernwärme sollen fossile Energieträger ersetzen.
- Nachhaltige Mobilität: Fahrradwege, Elektromobilität und vernetzte Mobilitätskonzepte stehen im Fokus.
- Partizipation und Bildung: Bürgerinnen und Bürger werden aktiv in Planungsprozesse einbezogen. Schulen und Hochschulen arbeiten an Projekten zu Umwelt und Digitalisierung.
Um Kommunen bei der digitalen Transformation zu unterstützen, hat die Bundesregierung den Smart‑City‑Dialog ins Leben gerufen. Dieses Programm bietet Städten Informationen und praxisnahe Beispiele für zukunftsfähige Lösungen in den Bereichen Mobilität, Verwaltung und Energieversorgung. Moers nutzt diese Plattform, um sich mit anderen Städten zu vernetzen, Best‑Practice‑Beispiele zu adaptieren und Fördermittel zu beantragen. Der digitale Transformationsprozess steht dabei stets im Dienst der Nachhaltigkeit: Neue Technologien sollen Energie sparen, Verwaltungsprozesse vereinfachen und Bürgerinnen und Bürger einbeziehen.
Am 22. Mai wird weltweit der Internationale Tag der biologischen Vielfalt begangen. Auch in Moers wird an diesem Tag die Bedeutung der Artenvielfalt hervorgehoben. Der Verlust geeigneter Lebensräume für Tiere und Pflanzen, das Insektensterben und die Auswirkungen des Klimawandels stellen auch hier große Herausforderungen dar. Vor diesem Hintergrund erarbeitet Moers seit 2024 eine Kommunale Biodiversitätsstrategie. Ziel ist es, den Lebensraum in Parks, Grünanlagen und auf Friedhöfen so zu gestalten, dass heimische Arten einen Rückzugsort finden und die Stadt attraktiver wird. Die Strategie umfasst die Anlage von Blühwiesen, die Förderung einheimischer Baumarten, den Verzicht auf Pestizide sowie Bildungsangebote für Schulen und Vereine.
Die kommunale Biodiversitätsstrategie wird durch zahlreiche Projekte ergänzt. In Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund (NABU), lokalen Umweltgruppen und der VHS Moers entstanden bereits Wildbienen‑Patenschaften und Baumschnittkurse. Auf den städtischen Friedhöfen werden naturnahe Bereiche geschaffen, in denen seltene Kräuter und Blumen gedeihen. Ein Beispiel ist die Umgestaltung der "Filder Wiesen": Hier wachsen verschiedene Klee‑Arten, die eine wichtige Nahrungsquelle für Raupen und Schmetterlinge bieten. Mittel aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützen die Umsetzung dieser Maßnahmen. Darüber hinaus beteiligt sich Moers an den Deutschen Aktionstagen Nachhaltigkeit, die jährlich im September stattfinden und Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen anregen.
Eine moderne Stadt braucht digitale Werkzeuge. Die Stadtverwaltung Moers ist für ihre offene Datenplattform bekannt und hat bereits zahlreiche Verwaltungsprozesse digitalisiert. Ein Höhepunkt der digitalen Bewegung ist der Hackday Niederrhein. Die Veranstaltung findet 2025 zum zehnten Mal statt und verwandelt das Rathaus und das Jugendzentrum JuNo in eine Kreativwerkstatt für Programmiererinnen, Designer und Bürger, die sich für datengetriebene Lösungen begeistern. Auf der offiziellen Veranstaltungsseite ist zu lesen, dass der Hackday am 4. und 5. April 2025 im Rathaus Moers stattfindet und ein dichtes Programm bietet; im Rahmen des Jubiläums gibt es zusätzlich eine Verlängerung im Jugendzentrum für den dritten Tag. Der Hackday wird vom Digitalstab der Stadt organisiert, und auch der Verein Code for Niederrhein ist mit seinem Hack‑ und Makerspace sowie Workshops vertreten. Am Sonntag steht "nach‑hacken und socializen" im Mittelpunkt.
Neben dem Hackday investiert Moers in die digitale Verwaltung. Anträge für Ausweise, Wohnberechtigungsscheine oder Bauvorhaben können online eingereicht werden. Das Ratsinformationssystem veröffentlicht Beschlussvorlagen und Protokolle, sodass Interessierte politische Vorgänge nachvollziehen können. Zudem arbeitet die Stadt an einem "Digitalen Zwilling" des Stadtraums, der Klimadaten, Verkehrsströme und Infrastruktur abbildet. Diese Daten sollen helfen, städtische Entscheidungen transparenter zu machen und Bürgerinnen und Bürger über Apps oder Beteiligungsplattformen einzubinden.
Moers verfolgt das Ziel, Fahrradfahren attraktiver zu machen. Das Radwegenetz wird kontinuierlich ausgebaut; neue Fahrradstraßen verbinden Wohngebiete mit Schulen, dem Bahnhof und dem Schlosspark. An wichtigen Knotenpunkten entstehen sichere Abstellanlagen und Fahrradboxen, teilweise mit integrierten Ladepunkten für E‑Bikes. Eine Besonderheit ist der geplante Radschnellweg Niederrhein, der die Städte Moers, Kamp-Lintfort und Duisburg verbinden soll. Dieses Projekt fördert umweltfreundliche Pendlerverbindungen und reduziert Verkehrsbelastungen.
Der öffentliche Nahverkehr wird durch neue Linienführungen und barrierefreie Haltestellen verbessert. Die lokale Verkehrsgesellschaft stellt sukzessive auf emissionsarme Busse um, darunter Elektro‑ und Wasserstoffbusse. Ein Pilotprojekt testet On‑Demand‑Shuttlebusse, die per App gebucht werden können und so Lücken im Liniennetz schließen. Die Stadt plant zudem die Teilnahme am Regionalprojekt "Zukunft Nahverkehr" des Verkehrsverbunds Rhein‑Ruhr, das den ticketlosen ÖPNV und das Deutschlandticket für alle Schülerinnen und Schüler einführt. Darüber hinaus werden Car‑Sharing‑Angebote erweitert und die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge verdichtet.
Moers hat den Strukturwandel von der Montanindustrie hin zur Dienstleistungs‑ und Wissensgesellschaft erfolgreich eingeleitet. Etablierte Unternehmen aus Logistik, Maschinenbau und IT bilden die wirtschaftliche Grundlage. Das Gründerzentrum moers.io sowie Coworking‑Spaces bieten Start‑ups aus den Bereichen Softwareentwicklung, GreenTech und Gesundheitswesen flexible Arbeitsplätze. Förderprogramme wie das Digitale Innovationszentrum Niederrhein unterstützen Gründer bei Finanzierung, Coaching und Netzwerken. Für junge Menschen stehen duale Studiengänge und berufsbegleitende Qualifizierungen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Rhein‑Waal zur Verfügung.
Das Schulnetz in Moers wird digital modernisiert: Alle öffentlichen Schulen erhalten Breitbandanschlüsse und WLAN, Tablets werden als Lernmittel eingesetzt. Die Volkshochschule (VHS) bietet Kurse zu Programmieren, Datenschutz und 3D‑Druck an. Zudem kooperiert die Stadt mit der Hochschule Rhein‑Waal und der Universität Duisburg‑Essen in Forschungsprojekten zu klimaneutralen Quartieren und nachhaltiger Logistik. Projekte wie "Smart School Campus" sollen die MINT‑Bildung stärken und Schülerinnen und Schüler auf die Arbeitswelt 4.0 vorbereiten.
Ein kulturelles Aushängeschild der Stadt ist das Moers Festival, eines der renommiertesten Jazz‑Festivals Europas. Jedes Jahr zu Pfingsten zieht das Festival Musikerinnen und Musiker aus aller Welt sowie tausende Besucherinnen und Besucher in die Stadt. Darüber hinaus beleben Theater, Museen und Kleinkunstbühnen das kulturelle Leben. Die Enni Eventhalle bietet Konzerte und Veranstaltungen, während das Grafschafter Museum im Schloss die lokale Geschichte erzählt. Auch das Jugendzentrum „JuNo“ präsentiert interkulturelle Programme, die das Miteinander fördern.
Der Schlosspark mit seinem alten Baumbestand, die Wallanlagen und der Jungbornpark laden zu Spaziergängen und Sport ein. Der Stadtwald und der Schwafheimer Bruch sind naturnahe Erholungsgebiete am Stadtrand, in denen seltene Vögel und Amphibien vorkommen. Dank gut ausgeschilderter Wander‑ und Radwege können Bewohnerinnen und Besucher die Niederrheinlandschaft und den Rheindeich erkunden. Für Familien bietet der Zoopark im Stadtteil Asberg erlebnisreiche Tierbegegnungen.
Der Wandel von der Montanindustrie zur nachhaltigen Stadtwirtschaft birgt Herausforderungen: Arbeitsplätze im traditionellen Sektor fallen weg, neue Jobs entstehen vor allem im Dienstleistungs‑ und Technologiebereich. Moers setzt deshalb auf berufliche Weiterbildung und qualifizierte Zuwanderung. Soziale Ungleichheit wird durch Förderprogramme, günstigen Wohnraum und Quartiersmanagement adressiert.
Die Auswirkungen des Klimawandels machen sich auch in Moers bemerkbar: Hitzewellen, Starkregen und Trockenperioden erfordern Maßnahmen wie Begrü nung von Fassaden, Entsiegelung von Flächen und Aufbau von Hitzeaktionsplänen. Die Stadt investiert in urbane Wasserspeicher, begrünte Dächer und Kühlflächen, um die Lebensqualität in heißen Sommern zu sichern.
Mit der fortschreitenden Digitalisierung wächst die Sorge um Datensicherheit. Moers setzt daher auf Open‑Source‑Software, transparente Datenverarbeitung und strenge Datenschutzkonzepte. Schulungen in Medienkompetenz sollen älteren Menschen und sozial benachteiligten Gruppen den Zugang zu digitalen Angeboten erleichtern.
Bis 2030 will Moers eine nachhaltige Smart City sein, die digitale Innovationen, ökologische Verantwortung und soziales Miteinander vereint. Die Stadt plant:
1. Vernetzte Mobilitätsplattform: Alle Verkehrsträger – vom Leihfahrrad über den ÖPNV bis zum Car‑Sharing – sollen über eine App buchbar sein. Echtzeitdaten ermöglichen optimierte Routen und senken Emissionen.
2. Klimaneutrale Quartiere: Pilotprojekte in den Stadtteilen Repelen und Asberg testen Gebäude mit Plus‑Energie‑Standard, intelligente Stromnetze und Wärmeversorgung aus erneuerbaren Quellen.
3. Kulturelle Digitalisierung: Museen und Archive digitalisieren ihre Sammlungen und machen sie im Internet zugänglich. Virtuelle Rundgänge sollen Touristen anlocken und lokale Geschichte vermitteln.
4. Bildungsinnovation: Kooperationen mit regionalen Universitäten und Berufsschulen stärken die Ausbildung in Bereichen wie Data Science, nachhaltiges Bauen und Gesundheitswesen.
Der Weg dorthin ist ambitioniert, aber Moers hat sich in den letzten Jahren als lernende und offene Stadt erwiesen. Veranstaltungen wie der Hackday Niederrhein zeigen, wie digitale Kultur und Bürgerbeteiligung eine Stadt voranbringen. Die kommunale Biodiversitätsstrategie stärkt das Naturbewusstsein, und die Orientierung an den SDGs schafft einen klaren Rahmen für nachhaltiges Handeln. Wenn Moers es schafft, Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft in Einklang zu bringen, kann sie zu einem Vorbild für andere Mittelstädte im Ruhrgebiet werden.
Wie engagiert sich Moers für die digitale Transformation?
Die Stadt nutzt das Bundesprogramm "Smart‑City‑Dialog" als Inspirationsquelle und veranstaltet regelmäßig den Hackday Niederrhein, bei dem Entwicklerinnen, Designer und Bürger digitale Anwendungen für die Stadt entwickeln. Darüber hinaus setzt die Verwaltung auf Online‑Anträge und offene Daten.
Welche Bedeutung hat die kommunale Biodiversitätsstrategie?
Die Strategie soll die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere verbessern, Blühflächen ausweiten und Bürgerinnen und Bürger für Naturschutz sensibilisieren. Sie ist Teil der lokalen Umsetzung der UN‑Nachhaltigkeitsziele.
Was zeichnet das kulturelle Leben in Moers aus?
Neben dem international renommierten Moers Festival prägen Theater, Museen, Veranstaltungshallen und zahlreiche Vereine die Kulturszene. Die historische Altstadt, das Schloss und die grünen Parks machen Moers zu einem attraktiven Ausflugsziel.
Sebastian Müller
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